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Pressemeldungen – Fertiggerichte - Gift für unsere Geschmacksknospen

Publiziert von: Redaktion Topfgucker-TV
Kategorie: Pressemeldungen
Veröffentlicht: 09.09.2014

Booktable - Neulich war ich mit meiner lieben Frau im Supermarkt einkaufen. Es war nur eine Kasse besetzt, und die Schlange vor der Kasse bewegte sich nur zentimeterweise voran. Als wir an der Reihe waren, erfuhren wir warum. »Können Sie mir bitte sagen, was das ist?«, fragte der junge Mann an der Kasse und deutete auf eine Schale mit frischem Obst. »Das sind Johannisbeeren«, sagte meine Frau. »Ah, ja«, antwortete der junge Mann und begann, den Preis der Beeren nachzuschlagen. Man musste ihm auch beim Identifizieren von frischem Kohlrabi und Rettich behilflich sein. Offenbar kannte er frisches Gemüse und Obst nicht.

Anderes Beispiel: Eine Praktikantin, die in unserem Büro arbeitete, erzählte von ihrer ersten eigenen Wohnung. Und dass sie als erstes den Herd aus der Küche in den Keller gestellt hätte. Brauchte sie nicht, sowas. Sie hatte eine Mikrowelle, das genügt.

Das sind keine Einzelfälle. Die Menschen interessieren sich nicht mehr fürs Kochen, unter anderem deswegen, weil der Stellenwert einer im Familienkreis verzehrten Mahlzeit seit Jahren zurückgeht. Früher traf man sich einmal täglich am Esstisch, genoss eine selbstgekochte Mahlzeit und erzählte sich gegenseitig von den kleinen Siegen und Niederlagen des Alltags. Heute sieht das in vielen Familien anders aus: Wer Hunger hat, nimmt sich etwas aus dem Kühlschrank und isst es vor dem dauerlaufenden Fernseher. Ansonsten wird viel mehr außer Haus gegessen als früher, der Trend geht zu Pizza, Burger und ähnlichem schnell und billig herzustellenden Fast-Food, und die Menschen, die noch zu Hause kochen, greifen immer öfter zu Fertiggerichten und Convenience-Produkten. Statt selbst Möhren, Sellerie und Lauch zu putzen und zu kochen, wird eine Tüte dubiosen »Buttergemüses« geöffnet und in die Mikrowelle geschoben. Statt Spinat zu blanchieren und ihm mit frischer Sahne zu Raffinement zu verhelfen, wird der vorgefertigte Rahmspinat in den Topf geworfen.

Ich bringe derartige Speisen nicht herunter. Meistens schmeckt mir das, was vorgefertigt aus der Packung kommt, viel zu süß, und ein Blick auf die Verpackung zeigt mir, dass mein Gaumen Recht hat. Zucker, wo keiner hingehört, Geschmacksverstärker, überflüssige Konservierungsstoffe, künstliche Aromen... 

Was kein Wunder ist. Derartige Produkte zielen auf einen Massengeschmack, und der ist mittlerweile von Menschen geprägt, die sich ihren Gaumen von Jugend an mit Cola und billigem Kiosk-Süßkram zerschossen haben. Für die Lebensmittelindustrie und Konsumenten, denen das Zeugs tatsächlich schmeckt, ist das natürlich eine Win-Win-Situation. Die Industrie verdient kräftig an Produkten, die der zufriedene Konsument nur warm machen muss, um eine Mahlzeit zu erhalten, die ihm schmeckt.

Gemischt wird‘s für die Gastronomie, die auf frische Produkte setzt. Auf natürliche Aromen. Die Gemüse, Fleisch und Fisch frisch zubereiten, so dass deren natürlicher Eigengeschmack zur Geltung kommt. Die kämpfen schon seit geraumer Zeit mit den Beschwerden von Gästen, die glauben, die Natur habe sich geschmacklich der Convenience-Industrie anzupassen. Kostproben gefällig?

»Das Kartoffelpüree schmeckt komisch!« heißt übersetzt: Das Kartoffelpüree schmeckt nach Kartoffeln, Butter und Milch. Was fehlt, ist der typische Instant-Pulvergeschmack, der für viele Esser zum Qualitätskriterium geworden ist.

»Die Hollandaise kann meine Frau aber besser.« Die Zubereitungskompetenz der erwähnten Dame erschöpft sich im Öffnen eines Tetrapaks. Der Beschwerdeführer vermisst das dekadente Aroma seiner gewohnten Konservierungsstoffe.

Ich könnte die Liste beliebig verlängern, mag es aber nicht tun. Letztlich müssen einem Menschen, die den Wert einer von Grund auf selbst gekochten Mahlzeit nicht erkennen können, ja leid tun. Das, was wir Feinschmecker erleben dürfen, wenn ein großer Koch aus besten Produkten ein mehrgängiges Menü zubereitet, in dem sich die vielfältigsten Aromen abwechseln, miteinander korrespondieren und Kontraste setzen, bleibt ihnen verschlossen. Die Vielfalt des Geschmacks bester natürlicher Produkte erschließt sich nur den Menschen, die tatsächlich mit diesen Produkten umgehen.

Und das sind eben Menschen, die noch einen Herd in der Küche stehen haben. Menschen, die sich in die Küche stellen, sich ein Glas Wein einschenken und Gemüse kleinschnibbeln, statt einen buntbedruckten Beutel aufzureißen. Die dann gemeinsam am Tisch sitzen, essen und dabei beispielsweise über die geschmacklichen Unterschiede zwischen Sommer- und Winterspinat debattieren. Ein Thema, dass an den Tütenaufreißern komplett vorbeigeht. Deren Essen schmeckt das ganze Jahr über gleich. Wie furchtbar.

Quelle: Booktable

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